Das Wochenende der Museen
Posted by choky at 11:46 am in China

Am letzten Wochenende bevor es zum zweiten nach Hong Kong ging *freu* war ich mal wieder einiges unterwegs und habe viele kleine Museen abgeklappert *zum Glück hat Shanghai so viele davon* 🙂 .

Das erste kleinere Museum, was ich an dem Wochenende besuchte war die Residenz des chinesischen Schriftstellers, Romancier, Essayist, Publizist, Übersetzer und Anarchist Ba Jins. Ba Jin († 17. Oktober 2005) *also noch gar net so lange her* gilt als einer der wichtigsten und meistgelesenen chinesischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er schrieb hauptsächlich Romane. Er hat sich zeitlebens erfolglos gegen die nirgends belegte Behauptung gewehrt, dass sein Pseudonym aus der Zusammensetzung der Namen zweier russischer Anarchisten stamme. Ba Jin kommt aus einer reichen und mächtigen Familie und arbeitete nach seinem Studium als Übersetzer russischer und anderer fremdsprachiger Dichter. Er betätigte sich auch als Herausgeber literarischer Periodika und Publikationen.

Das Haus ans sich war net klein, es hat zwei Stockwerke, aber nur des Erdgeschoss und der erste Stock sind der Öffentlichkeit freigegeben und pro Stockwerk 3-4 Zimmer plus ein Wintergarten.

20140524_140814

Im Erdgeschoss befinden sich Wohnzimmer mit Bücherei, Esszimmer und Küche. Im ersten Stock das Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer mit Zugang zum Wintergarten. In diesem Zimmer befanden sich neben dem Ehebett noch 2-3 weitere Betten und vermutlich ham die auch alle in dem Haus gewohnt. Für uns net so einfach vorstellbar, aber ich glaube hier in China sehr üblich, aus dem Grund sind bei gutem Wetter und Wochenende die Parks auch immer so gut besucht, weil daheim einfach kein Platz ist.

Ansonsten gab es in der Residenz net zu sehn, der Garten und das Obergeschoss waren leider geschlossen.

Als nächstes war ich auf der Suche nach dem Marine Museum. Ja Shanghai hat ein Marine Museum, keine Ahnung wieso und warum, aber die ham eins. Aber ein sehr kleines und gut versteckt aufm Uni Campus, der gar net so schlecht aussieht, vor allem des Eingangstor hat was.

20140524_144851

Bin erst zwei Mal am Uni Eingang vorbei gelaufen, bis mir klar wurde, dass ich rein muss und drin hab ich dann auch noch etwas gesucht, bis ich es dann endlich gefunden hatte. Immerhin war der Eintritt umsonst und sie ham en paar coole Modellschiffe, die doch ne beträchtliche Größe ham. Zu der Zeit, als ich im Museum war, waren wir glaub insgesamt vier Leute oder so, also so gut besucht ist das Museum net.

P1060350

P1060333

P1060335

P1060343

Auf meinem einfacheren und schnelleren Weg vom Campus hab ich noch en weiteres Museum das Qian Xuesen Library & Museum zufällig gefunden und da ich nichts vor hatte und es noch Zeit war, bin ich auch noch dort reingegangen.

Qian studierte sowohl in Shanghai, Cambridge, als auch in Pasadena Luft- und Rakete Wissenschaft.

P1060358

Er unterstützte die amerikanische Armee in ihrem Projekt zur Entwicklung einer Starthilferakete für Bombenflugzeuge, dessen Ziel es war dem deutschen Raketenprogramm Paroli zu bieten. Ende des zweiten Weltkriegs verhörte er führende deutsche Forscher. Als sich Qian Xuesen jedoch 1950 um die amerikanische Staatsbürgerschaft bewarb, wurde er beschuldigt während der 1930er Jahre mit dem Kommunismus sympathisiert zu haben. Man entzog ihm alle Akkreditierungen. Als der Wissenschaftler im Range eines Oberst sich daraufhin entschloss, nach China zurückzukehren, fürchtete man den Verrat militärischer Geheimnisse, verhaftete ihn in Honolulu und verhängte Hausarrest über ihn. Er wurde bis 1955 festgehalten. Schließlich durfte er, im Austausch gegen amerikanische Kriegsgefangene aus dem Koreakrieg, nach China ausreisen. Dort stellte er sich sogleich in den Dienst des jungen Staates. Er gründete das erste chinesische Raumforschungsinstitut und arbeitete für das Verteidigungsministerium an der Entwicklung der ersten chinesischen Atombombe, und an Trägerraketen für Kernwaffen. Qian wurde auch der maßgebliche Verdienst daran zugesprochen, dass 1970 der erste chinesische Satellit seine Umlaufbahn um die Erde erreichte.

Das Museum ist relativ neu, ich glaube so 2-3 Jahre und erstreckt sich über 3 Stockwerke und ist kostenlos 🙂 . Des eindruckendste ist die knapp 3 Stockwerk große Rakete die im Foyer steht. Ansonsten sind viele Bilder oder Berichte über Qian und seine Arbeit zu sehn. Ein Ausstellungsraum bezieht sich auch auf das Raumfahrtprogramm Chinas. Im Großen und Ganzen war es ganz ok.

P1060370

P1060367

Am Sonntag ging es ins Shànghǎi Arts & Crafts Museum, ein auch eher kleines Museum, denn ich großen hab ich so langsam schon abgegrast. Positioniert als Museum, zeigt das Kunsthandwerk-Institut traditionelle Handwerke wie Stickerei,

P1060387

Scherenschnitt, Lack-Arbeit, Jade Figuren, Laternen und Bilder. Man kann Vorort den Künstlern bei der Arbeit zu schaun wie die einzelnen Stücke entstehen, wenn sie net gerade Lunch machen oder Zeitung lesen 🙂 . Natürlich soll man dann auch des ein oder andere Stück kaufen und des obwohl man Eintritt gezahlt hat, wenn auch als Student net allzu viel. Das Highlight ist womöglich das Gebäude selbst, das 1905 erbaut wurde.

P1060394

Danach ging es dann etwas mehr Richtung Innenstadt und zwar ins Shíkùmén Open House Museum, das das Leben in den 1920er Jahren und 30er Jahre in Shanghai in einem Shikumen-Stil „Steintor“ Haus darstellt. Der architektonische Mittelpunkt dieser Häuser ist eine Haustür eingerahmt in kunstvoll geschnitzten Stein. Die Häuser sind miteinander verbundenen Reihenhäusern, die in der Regel drei Stockwerke haben und typisch für Shanghai aus rotem und grauem Backstein gebaut sind.

P1050765

Die Häuser besitzen einen kleinen ummauerten Innenhof oder Garten. Im Haus gibt es ungefähr fünf Zimmer (einen Innenhof, Eingangshalle, Schlafzimmer, Studie und Lounge, kleine Küche) die mit antiken Möbeln eingerichtet sind.

P1060395

P1060403

Ein besonderes Merkmal dieser Häuser ist ein keilförmiges Tingzijian Zimmer, ein kleiner dreieckiger Raum auf dem Treppenabsatz zwischen der ersten und zweiten Etage, der manchmal für einen niedrigen Preis an verarmte Autoren oder anderen vermietet war. Im Obergeschoss waren auch nochmal 4-5 Zimmer, aber alles Schlafzimmer mit mindestens einen oder mehr Betten *der Wahnsinn*.

Leave a Comment